Ausschließlich Schwarz-Weiß?

Ein Blick hinter die Kulissen meiner Fotografie

Warum manche Schwarz-Weiß-Porträts in Farbe einfach nicht "funktionieren"

Auf meiner Website begegnet euch mit nur drei Ausnahmen die zeitlose Ästhetik der Schwarz-Weiß-Fotografie. Gelegentlich mag sich der ein oder andere fragen, warum das so ist und ob ich denn keine Farbfotos mache. Die Antwort ist: Doch, ich fotografiere jedes Bild in Farbe. Aber der Weg zum finalen Schwarz-Weiß-Portrait ist ein bewusster und oft ausschließlicher.

Die bewusste Reduktion auf Schwarz und Weiß – schon beim Auslösen

Für mich ist die Schwarz-Weiß-Fotografie mehr als nur ein nachträglicher Filter. Wenn ich ein Schwarz-Weiß-Portrait im Sinn habe – und das ist immer der Fall, dann denke und sehe ich bereits während des Shootings in Graustufen. Das bedeutet konkret:

Licht und Schatten als Hauptdarsteller: Ich setze das Licht so, dass es markante Schatten wirft und die Formen und Konturen des Gesichts optimal herausarbeitet. Die Farbinformation spielt in diesem Moment eine untergeordnete Rolle.

Kontrast als Gestaltungsmittel: Der Kontrast zwischen hellen und dunklen Bereichen ist entscheidend für die Wirkung eines Schwarz-Weiß-Bildes. Ich achte darauf, diese Kontraste bereits beim Fotografieren zu erzeugen und zu verstärken.

Fokus auf Texturen und Formen: Ohne die Ablenkung durch Farbe treten Texturen von Haut, Haaren oder Kleidung stärker in den Vordergrund. Meine Komposition ist darauf ausgerichtet, diese Elemente hervorzuheben.

Genau hier liegt der Knackpunkt: Da mein Fokus von Anfang an auf dem Schwarz-Weiß-Ergebnis liegt, "funktioniert" das farbige Original oft nicht so, wie man es vielleicht erwarten würde. Warum?

Unausgewogene Farbharmonie: Die Farben im ursprünglichen Bild sind möglicherweise nicht harmonisch oder ansprechend, da sie für das Schwarz-Weiß-Ergebnis keine Rolle spielten.

Flache Wirkung ohne Farbkontrast: Was in Schwarz-Weiß durch Helligkeitsunterschiede Tiefe und Struktur erhält, kann in Farbe ohne prägnante Farbkontraste flach und uninteressant wirken.

Ablenkende Farben: Manchmal lenken die Farben im Original von den eigentlichen Stärken des Bildes ab – der Ausdruck des Porträtierten, die Lichtstimmung, die Komposition.

Schwarz-Weiß als bewusste Entscheidung, nicht als Notlösung

Für mich ist die Schwarz-Weiß-Fotografie daher keine nachträgliche Korrektur oder eine Möglichkeit, ein "misslungenes" Farbfoto zu retten. Es ist eine bewusste künstlerische Entscheidung, die den gesamten Entstehungsprozess eines Bildes prägt. Und genau deshalb sehen viele meiner Schwarz-Weiß-Porträts in ihrer farbigen Urfassung vielleicht nicht gut aus – weil sie schlichtweg nicht dafür gemacht wurden. Ihre wahre Stärke entfaltet sich erst in der Reduktion auf das Wesentliche: Licht, Schatten und den Ausdruck des Moments.

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Klare Kante. Spürbar Mensch.